Verbund Hebammenforschung
Projekt KoHaLa
Projekt KoHaLa

Das Projekt „KoHaLa – Konzept BezugsHebammen im Team in Landkreis und Stadt Osnabrück“ ist kofinanziert von der Europäischen Union zur Entwicklung eines Konzeptes für eine durchgängige und sektorenübergreifende Versorgung von Frauen in Landkreis und Stadt Osnabrück. Die Hochschule Osnabrück entwickelt und evaluiert dabei zusammen mit den Kooperationspartnern Niels-Stensen-Kliniken Marienhospital Osnabrück und BARMER Ersatzkasse das neue Versorgungskonzept „Bezugshebammen im Team“. Das Projekt findet unter der Leitung von Prof. Dr. Friederike zu Sayn-Wittgenstein und der wissenschaftlichen Mitarbeit von Anna-Maria Bruhn statt. Die Laufzeit des Projekts ist vom 16. Juli 2024 bis zum 15. Juli 2026.
Freiberufliche "Bezugshebammen im Team" gesucht für durchgängige Hebammenbetreuung in Osnabrück und Umgebung
Für das wissenschaftlich begleitete Projekt KoHaLa suchen wir derzeit noch freiberufliche Hebammen, die in einem Team von 3-5 Hebammen mit geregelten freien Tagen und Urlaub durchgängig betreuen möchten. Wir bieten eine umfangreiche Unterstützung für den Start in die Freiberuflichkeit.
Kontakt:
Anna-Maria Bruhn
anna-maria.bruhn@hs-osnabrueck.de
Tel. 0541- 969 3433
Prof. Dr. Friederike zu Sayn-Wittgenstein
Projekt KoHaLa - FAQ
Bezugshebammen im Team – was bedeutet das?
„Bezugshebammen im Team“ bezeichnet ein Arbeits- und Betreuungsmodell im Bereich der Hebammenversorgung. In diesem Modell arbeiten Hebammen freiberuflich in kleinen Teams (2-5 Hebammen) und betreuen jeweils 35-40 Frauen im Jahr durchgängig während der Zeit von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit. Jede Frau bzw. Familie hat eine primäre Hebamme und wird von dieser Bezugshebamme - oder einer Hebamme aus dem kleinen Team - während allen Phasen des Elternwerdens betreut.
Die Betreuung während der Schwangerschaft umfasst die Beratung der Schwangeren, Geburtsvorbereitungskurse sowie, je nach Situation und Wunsch der Frauen, Vorsorgeuntersuchungen in Kooperation mit den niedergelassenen Gynäkolog:innen aus Stadt und Landkreis Osnabrück. Die Geburtsbetreuung findet in Zusammenarbeit mit dem geburtshilflichen Team im kooperierenden Krankenhaus Marienhospital Osnabrück statt. Die Bezugshebammen arbeiten in Rufbereitschaft und leisten ab stationärer Aufnahme eine kontinuierliche Eins-zu-eins-Betreuung während der Geburt. Die Betreuung der frühen Eröffnungsphase, der sogenannten Latenzphase, kann auch im häuslichen Umfeld der Frau erfolgen. Im Wochenbett leisten die Bezugshebammen aufsuchende Wochenbettbesuche - zunächst ggf. auf der Wochenbettstation und anschließend im häuslichen Umfeld. Außerdem bieten sie im weiteren Verlauf Beratung und Hilfe beim Stillen und bei Ernährungsfragen sowie die Durchführung von Rückbildungskursen an.
Was ist der Unterschied zu (Begleit-)Beleghebammen?
Sogenannte Begleit-Beleghebammen begleiten die ihr bekannten Frauen zur Geburt in ein Krankenhaus. Allerdings sind diese i.d.R. Solo-selbstständig und nicht in einem Team bzw. in einer Partnerschaftsgesellschaft organisiert, was oftmals Dauerrufbereitschaft für die jeweilige Begleit-Beleghebamme bedeutet. Die Hebammen-Gebührenvereinbarung der gesetzlichen Krankenkassen gibt momentan vor, dass nur eine Begleit-Beleghebamme für die Schwangere zuständig sein soll. Eine geregelte Zusammenarbeit im Team mit geplanten freien Tagen ist nicht abrechnungsfähig. Bezugshebammen im Team arbeiten hingegen in Form einer Partnerschaftsgesellschaft eng zusammen. Die Betreuung der Frauen erfolgt gemeinsam nach einem abgestimmten Betreuungsstandard. Die Frauen haben in der Schwangerschaft vorrangig Termine mit der Hauptbezugshebamme, sie lernen jedoch alle Hebammen des Teams im Rahmen von Beratungsgesprächen kennen. Diese Beratungsgespräche zielen auf eine intensive Vorbereitung der Schwangeren auf die Geburt und das Wochenbett hin. Die Bezugshebammen haben geregelte freie Tage, an denen die anderen Bezugshebammen des Teams die Rufbereitschaft übernehmen. Hierfür gibt es Bereitschaftspläne, die im Vorfeld transparent kommuniziert werden. Außerdem können sich die Bezugshebammen im Team nach einer gewissen Arbeitszeit gegenseitig ablösen.
Begleit-Beleghebammen haben einen Belegvertrag mit einem Krankenhaus, für die Zusammenarbeit mit dem geburtshilflichen Team des Krankenhauses gibt es in Deutschland bisher jedoch noch keine einheitlichen Regelungen. Beim Betreuungsmodell Bezugshebammen im Team wird die Zusammenarbeit mit dem geburtshilflichen Team des Krankenhauses hingegen durch abgestimmte Verfahrensanweisungen geregelt. Teil des Konzepts sind außerdem regelmäßige Treffen, ein enger Austausch und gemeinsame Fortbildungen.
Warum gibt es das Projekt KoHaLa und worum geht es dabei?
Laut Befragungen wünschen sich einige Frauen die durchgängige Betreuung durch eine ihnen bekannte Hebamme. Auch die Elterninitiative Mother Hood e.V. fordert eine durchgängige Begleitung für Frauen durch eine vertraute Bezugshebamme während Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit. In der Stadt Osnabrück sowie einer Umgebung im Umkreis von 40 Kilometern von Osnabrück gibt es derzeit kein Angebot für Schwangere, die sich eine durchgängige Hebammenbetreuung für Geburten im Krankenhaus wünschen. Um diese Versorgungslücke zu schließen und um eine neue Form der durchgängigen Hebammenbetreuung zu entwickeln, wurde das Projekt KoHaLa initiiert.
Dabei soll mit freiberuflichen Hebammen und in enger Zusammenarbeit mit einem Krankenhaus das Betreuungsmodell „Bezugshebammen im Team“ geplant und umgesetzt werden. Die einzelnen Schritte der Umsetzung werden dokumentiert und evaluiert.
Warum können (vorerst) nur BARMER Versicherte betreut werden?
Da die geregelte Zusammenarbeit von Hebammen im Team bei einer durchgängigen Betreuung derzeit nicht über die Hebammen-Gebührenvereinbarung abgerechnet werden kann, wird ein so genannter Selektivvertrag mit der BARMER Ersatzkasse geschlossen. Dieser ermöglicht den Bezugshebammen im Team als Partnerschaftsgesellschaft die Geburten abzurechen. Außerdem wird die permanente Erreichbarkeit der Hebammen über den Selektivvertrag extra vergütet, sodass die betreuten Frauen diese Kosten nicht selber tragen müssen. Für die Frauen und Familien entstehen dadurch keine zusätzlichen Gebühren, wie es beispielsweise bei einer Begleit-Beleggeburt der Falls wäre. Momentan können dadurch im Projekt KoHaLa zunächst nur Frauen betreut werden, die bei der BARMER versichert sind. Die Aufnahme weiterer Krankenkassen in den Selektivvertrag ist jedoch in Planung.
Was genau ist geplant?
Das Projekt KoHaLa beinhaltet vier Bausteine. Zum einen soll ein Arbeitsmodell für die Bezugshebammen im Team entwickelt und evaluiert werden. Dazu braucht es die Bildung einer Partnerschaftsgesellschaft von freiberuflichen Bezugshebammen im Team und das Erarbeiten eines Betreuungskonzeptes. Zum anderen soll eine Kooperation und verbindliche Zusammenarbeit mit dem geburtshilflichen Team im Krankenhaus etabliert werden. Weiterhin ist eine angepasste Abrechnungsform mit Krankenkassen in Form eines Selektivvertrags nötig und schließlich müssen Netzwerkstrukturen für eine sektorenübergreifende geburtshilfliche Versorgung entwickelt werden. Eine Evaluation des Konzeptes in Form von Befragungen der betreuten Frauen, der Bezugshebammen im Team und ggf. des geburtshilflichen Teams ist derzeit geplant. Der Selektivvertrag soll über die geplante Projektlaufzeit hinaus weiter bestehen bleiben.
